An der Schnittstelle zwischen Pathophysiologie, Physiologie, Molekularbiologie und Pharmakologie beschäftigt sich die Arbeitsgruppe für Interdisziplinäre Pathophysiologie im Rahmen der Grundlagenforschung mit den folgenden Forschungsschwerpunkten:
- Dickdarmentzündung, Dickdarmkrebs, Alterung: Wir untersuchen u.A. den Einfluß des Alters und verschiedener diätetischer und pharmakologischer Interventionen auf durch Dickdarm-Entzündung induzierten Dickdarmkrebs.
- Die Rolle von Vitamin D und nukleärer Rezeptoren bei Krebs: Wir erforschen die anti-Tumor Effekte von Vitamin D und synthetischen Vitamin D Analoga, sowie anderer neuartiger Substanzen, bei u.A. Ovarial- und Darmkrebs. Das von Dr. Schepelmann koordinierte EU-MSCA Doktoratsnetzwerk „eRaDicate“ (siehe unten) beschäftigt sich mit diesem Schwerpunkt.
- Die Rolle des Calcium-Sensing Receptor (CaSR) in der (Patho-)Physiologie: Der CaSR ist ein Molekül, welches verschiedenste Funktionen im Körper wahrnimmt. Wir haben unter anderem eine pro-inflammatorische Rolle des CaSR bei Dickdarmentzündung identifiziert und untersuchen molekulare und funktionale Mechanismen dieses Rezeptors in verschiedenen Geweben und Zelltypen.
In unserer Forschungsarbeit verwenden wir sowohl klassische Techniken der Molekularbiologie (RT-qPCR, ELISA, etc.), (Patho-)Physiologie (in vivo Modelle), Zellbiologie (Primärzellen und Zelllinien, 2D, Organoide), Histologie (Immunfluoreszenz- und Histochemie), sowie moderne Omics-Methoden in Verbindung mit Bioinformatik (RNA-Seq). An der Schnittstelle zum drug discovery verwenden wir organisch-chemische, biochemischen und pharmakologischen Methoden.
Unser besonderes Augenmerk gilt außerdem der Zytometrie, einerseits mit dem TissueFAXS (TissueGnostics GmbH) Gewebezytometrie-System und andererseits im Bereich Live-Cell-Zytometrie mittels Incucyte® System (Sartorius AG).
Interessent:innen für Bachelor- oder Masterarbeiten bitte direkt bei Dr. Schepelmann bewerben.
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten weltweit und in Österreich. Bei Männern macht dieser 23 % und bei Frauen 10 % aller neu-diagnostizierten Krebserkrankungen aus. Gleichzeitig ist Darmkrebs auch eine der tödlichsten Krebsformen – mehr als ein Drittel aller österreichischen Darmkrebs-Patienten versterben innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnose. Der größte Risikofaktor für Darmkrebs ist das Alter: im Durchschnitt sind Darmkrebspatienten 70 Jahre alt und das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt mit fortschreitendem Alter.
Tatsächlich werden aber fast alle Tierversuche, welche sich auf die Erforschung von Therapien oder Vorbeugungsmaßnahmen gegen sporadischen Darmkrebs oder Darmentzündungs-assoziierten Darmkrebs konzentrieren, an sehr jungen Mäusen durchgeführt. Dies bedeutet, dass Medikamente gegen eine Krankheit, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft, an Mäusen getestet werden die eher Kindern oder jungen Erwachsenen entsprechen.
In diesem Projekt erforschen wir deshalb, ob das Alter der Mäuse nun einen Einfluss auf die Ergebnisse von Wirkstoff-Untersuchungen hat. Wir werden den Einfluss des Alters der Versuchstiere sowohl bei einer medikamentösen Standard-Therapie als auch bei diätetischen Vorbeugungsmaßnahmen gegen Darmentzündungs-assoziierten Darmkrebs untersuchen.
Dieses Projekt wird von der Herzfelder’schen Familienstiftung und des FWF gefördert (P-32840 B).
Die ersten Ergebnisse dieses Projekts wurden bereits veröffentlicht:
Schepelmann M, Kupper N, Gushchina V, Mesteri I, Manhardt T, Moritsch S, Müller C, Piatek K, Salzmann M, Vlasaty A, Eferl R, Kallay E. AOM/DSS Induced Colitis-Associated Colorectal Cancer in 14-Month-Old Female Balb/C and C57/Bl6 Mice-A Pilot Study. Int J Mol Sci. 2022 May 9;23(9):5278. doi: 10.3390/ijms23095278.
Dr. Schepelmann koordiniert das internationale, multidisziplinäre und intersektorale Forschungs- und Entwicklungsprogramm "eRaDicate" (Innovative Ligands for Nuclear Receptors to Eradicate Cancer Relapse).
Das "eRaDicate" Doktoratsnetzwerk ist ein internationales, multi- und interdisziplinäres und intersektorales Ausbildungs-, Forschungs- und Entwicklungsprogramm im Bereich der Krebsmedikamentenforschung. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Horizon-Europe Programmes als Marie Sklodowska Curie Doctoral-Network mit einem Gesamtbudget von 2,5 Millionen Euro finanziert und startet im Januar 2024 (Beginn der PhD Student:innen im Herbst 2024).
Ziel der Projektes ist es, elf junge Wissenschafter:innen für die Krebsforschung und die Entwicklung neuer Therapien gegen Krebsstammzell-getriebenen Rückfall und Metastasenbildung zu spezialisieren. Die umfassende Ausbildung der Doktorand:innen ist der Hauptfokus des Projektes und beinhaltet nicht nur die Durchführung originärer und unabhängiger Forschung auf internationalem Spitzen-Niveau, sondern auch die Förderung von Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, sowie kritischem und unternehmerischem Denken. Durch ihre innovative und vielfältige Ausbildung werden die jungen Wissenschafter:innen nicht nur auf eine akademische Laufbahn, sondern auch auf die Industrie und andere relevante Beschäftigungsbereiche vorbereitet.
Wissenschaftliche Ziele des Projektes sind das Testen neuer Anti-Krebs-Wirkstoffe, die auf nukleare Rezeptoren wie den Retinsäure-Rezeptor (RAR) und den Vitamin-D-Rezeptor (VDR) abzielen, die Entwicklung innovative Verbindungen dieser Moleküle, sowie die Untersuchung der Wirksamkeit verschiedener Substanzen gegen durch Chemotherapie verursachte Neutropenie. Zusätzlich werden Strategien zur Vorformulierung der Wirkstoffe erarbeitet und eine neuartige, auf Deep Learning basierende Methode zur Krebsanalyse und Diagnose entwickelt. Langfristiges Ziel wird es sein, die entwickelten Wirkstoffe in marktfähige Medikamente zu überführen.
Neben dem Koordinator Martin Schepelmann sind von der MedUni Wien zudem Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie) sowie Enikö Kallay und Isabella Ellinger (beide Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung) am Projekt beteiligt.